Übersinnliches London
Copyright © Suzanne McLeod 2009
London hat mich schon immer fasziniert. Ich wurde dort geboren und liebe es, meine Zeit in der Stadt zu verbringen – entweder um Freunde zu besuchen, als Kulturfreak in eins der vielen Museen zu gehen, mir eine Einkaufstherapie zu gönnen und natürlich um für meine Geschichten zu recherchieren. Und es gibt eine Menge zu recherchieren, da Londons Geschichte über zweitausend Jahre zurückreicht, bis hin zu Boudicca und den Römern, die es Londinium nannten.
Als eine der führenden Hauptstädte der Welt ist London ein geschäftiger, betriebsamer Ort, an dem es von über sieben Millionen Leuten wimmelt. Sie gehören so vielen unterschiedlichen ethnischen Gruppierungen an, dass, wenn man jeder von ihnen gleichzeitig zuhörte, mehr als 300 verschiedene Sprachen zu vernehmen wären. Und genau deshalb fühlen sich Genny Taylor, eine Sidhe und die Protagonistin meiner „Spellcrackers.com“-Bücher, und all die anderen übernatürlichen, in Gennys Version von London vorkommenden Wesen, wie Feen, Hexen, Vampire, Kobolde und Trolle, sich dort ganz wie zuhause.
London ist ein Schmelztiegel der Kulturen und bietet nicht zuletzt dadurch eine große Auswahl an Unterhaltungsmöglichkeiten. Es gibt Hunderte von Pubs (vom „Lamb & Flag“ in Covent Garden wird behauptet, es sei einer der ältesten, der bis in
die Tudor-Zeit zurückreicht), Restaurants, die jegliche Art von Küche anbieten, preisgekrönte Theaterstücke im West End, die rekonstruierte Shakespeare-Bühne Globe und Filmweltpremieren auf dem Leicester Square, wo die Fans die Stars auf dem roten Teppich treffen können. In Gennys London haben die Vampire auf dieser Tradition aufgebaut und ein Kino am Leicester Square in einen heißen, neuen Nachtclub umgewandelt, eine Goldgrube in Sachen Geld und Blut, in dem menschliche Reißzahnfans – auf sichere Weise – den A-Promi-Vampiren nahe kommen können.
Die Stadt hat auch wundervoll unterschiedliche Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen zu bieten wie den berühmten Notting Hill Karneval, die hellen Lichter von Soho, die farbenprächtigen Laternen von Chinatown, den Wachwechsel am Buckingham Palace, die typisch englischen roten Doppeldeckerbusse und die allgegenwärtigen schwarzen Taxen. Natürlich können Sie all das in Gennys London sehen und darüber hinaus Elfen beim spitzbübischen Versuch, die bronzenen Löwen
am Trafalgar Square zum Leben zu erwecken, Kobolde, die als Putzkräfte in der U-Bahn arbeiten, Trolle, die auf den Straßen der Stadt auf Streife gehen, oder Sie finden sogar heraus, dass die Tower Bridge, die berühmte Klappbrücke, nicht
funktioniert, weil Gremlins ihre Maschinenräume verhext haben.
Aber selbst mit all der Hektik und den Menschenmassen ist London eine der grünsten Städte der Welt. Zwei Drittel der Hauptstadt bestehen aus Grünflächen oder Gewässern. Es gibt abgeschiedene Gartenkarrees, die perfekte Heimat für Gartenfeen, Stadtfarmen, Parks, Heideland und Allmenden, die sogenannten Commons. In Wimbledon Common lebt Finn, ein Satyr und Gennys Boss, von dem sie hofft, dass er mehr als das wird, mit dem Rest seiner Herde. London hat auch acht großartige königliche Parkanlagen, die Royal Parks. In manchen von ihnen wandern Rotwild und Damwild immer noch frei herum, wie damals als Heinrich der VIII. auf dem Thron saß. Und in einigen können Najaden, die Wassernymphen, beobachtet werden, wie sie sich in den vielen Seen und anderen angelegten Gewässern tummeln.
Einige der ultverdächtigsten Orte Londons sind die vier Welterbestätten: der Tower von London, die königlich botanischen Gärten in Kew (ein heiliger Ort für die örtlichen Baumgeister, die Dryaden), das Gelände, das Westminster Palace (besser bekannt als die Houses of Parliament), Westminster Abbey und St. Margaret’s Church (wo der Regent gekrönt wird) umfasst, und zuletzt die historische und wunderschöne maritime Siedlung von Greenwich, durch die der Greenwich-Längengrad, der sogenannte Nullmeridian, verläuft. Ironischerweise nennt Genny Greenwich das Herz der schlechten Zeiten, da in ihrem London die Gegend schon seit langem ein Vampirghetto ist, das umgangssprachlich als Saugerstadt bezeichnet wird und voller Blutkneipen ist, die von Kobolden bewacht und regelmäßig von Vampirjunkies frequentiert werden.
Während London rammelvoll mit Geschichte ist, hat es doch auch modernere Attraktionen, wie das London Eye, das zur Feier des Millenniums erbaut wurde. Von der Spitze dieses höchsten Riesenrads Europas ist die Aussicht auf London und die Themse entlang absolut atemberaubend. Natürlich musste ich ein so ins Auge springendes (entschuldigen Sie das Wortspiel) Bauwerk für mein erstes Buch nutzen. Und so beginnt „Süßer als Blut“ (The Sweet Scent of Blood) mit dem Bild eines heißen, in Leder gekleideten Vampirs, der für den Vampir-Promikalender posiert. Im Hintergrund ist die Silhouette des London Eye zu sehen, die sich von einem durch ein Feuerwerk erleuchteten Nachthimmel abhebt. Unglücklicherweise wird der Vampir des Mordes beschuldigt, und Genny erhält den ungewollten und gefährlichen Auftrag, seine Unschuld zu beweisen.
Ein anderer, wunderbarer Ort für Besuche ist Southwark mit seiner schönen gotischen Kathedrale, von der Teile bis ins Jahr 1300 zurückdatiert wurden. Von ihr kann man hinabblicken auf den berühmten Borough Market, ein Paradies für Feinschmecker. Ganz in der Nähe ist die London Bridge, unter der die neue London Bridge Experience aufgeführt wird, bei der Schauspieler das große Feuer von London nachspielen, die grausamen Geschichten von Sweeny Todds Barbierladen und Jack the Ripper. Touristen mit starken Nerven können die grusligen Gruften tief unter der Themse im Fundament der Brücke besichtigen. In meinem zweiten Buch „Der kalte Kuss des Todes“ (The Cold Kiss of Death) muss Genny die Geister der Großen Pest von 1666 in den Gräbern inspizieren – ein Job, der sich als problematischer herausstellt, als erwartet.
Kommen wir zu meinem Lieblingsort: Covent Garden. Dort befinden sich das Royal Opera House (Sitz der English National Opera und des Englisch National Ballet), die St. Paul’s Kirche mit ihrem ruhigen, geschützten Garten, und ein fantastisches Gemisch von Lokalen, Museen, Theatern, Straßenkünstlern, exklusiven Designerläden und Märkten voller Antiquitäten und wunderschönen handgefertigten Kunsthandwerken. In Covent Garden lebt auch Genny, Spellcrackers.com hat dort sein Büro, und Sie können hier vorgefertigte Zaubersprüche auf dem Witches’ Market, dem Hexenmarkt kaufen. Natürlich nur, wenn Sie wissen, wo Sie suchen müssen.
Aber die Stadt hat mehr zu bieten, als nur das Irdische und meine Vorstellungskraft. London ist voller wahrer Mythen, Legenden und Magie.
Der zuvor erwähnte Tower von London ist eines der Gebäude Großbritanniens, in dem es am meisten spukt, was keine große Überraschung ist bei seiner gewalttätigen Geschichte von Enthauptungen, Morden und Gehenkten. Eine andere Legende handelt vom Schwarzen Hund, einem Omen von Tod und Desaster, der die Anlage des alten Newgate-Gefängnisses heimsucht, das jetzt der Central Criminal Court ist. Der Hund ist der Geist eines Gelehrten, der der Hexerei beschuldigt wurde und von seinen Mitinsassen getötet wurde. 2004 wurde in Greenwich eine „Hexenflasche“ ausgegraben. Hexenflaschen wurden im 16. Jahrhundert vergraben, um bösartige Zaubersprüche umzukehren. Die Flasche enthielt verbogene Nägel, ein von einem Nagel durchbohrtes „Herz“ aus Leder, abgeschnittene Fingernägel und Schwefel. Da stellt sich die Frage, was Besorgnis erregender war, Hexe oder Opfer, nicht wahr? Und London kann mit vielen weiteren solcher übernatürlicher Geschichten aufwarten, weshalb ich Ihnen eine magische Zeit wünsche, wenn ich Sie ermutigt haben sollte, diese wundervolle Stadt zu besuchen.
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